Bild: Anna Schroll

Bild: Anna Schroll

02.03.2016, 20:00 — Obere Säle im Museum

GESPRÄCHSFORUM IM MUSEUM mit Prof. Dr. Johannes Krause

Referent: Prof. Dr. Johannes Krause
"Die genetische Herkunft der Europäer: Migration in der Vorgeschichte"

Programm

Mit Hilfe von genetischen Analysen prähistorischer Skelette lassen sich Ereignisse aus der Menschheitsgeschichte rekonstruieren, die für Archäologen und Historiker häufig im Verborgenen bleiben. Im Besonderen der Zusammenhang zwischen Migration und Epochenübergängen in prähistorischer Zeit lassen sich häufig anhand von Grabbeigaben und anderen archäologischen Artefakten nur begrenzt untersuchen. So wurde über viele Jahre diskutiert ob der Übergang von Freibeutern zu Ackerbauern am Beginn der Jungsteinzeit in Europa mit einer Einwanderung aus dem Nahen Osten verknüpft war oder ob es sich um eine kulturelle Weitergabe von innovativen Techniken und domestizierten Tieren und Pflanzen handelte. Eine ähnliche Frage stellte sich im Bezug auf den Übergang zwischen Steinzeit und Bronzezeit. Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen wurden von uns über 100 prähistorische Individuen genomweit untersucht um Veränderungen in der genetischen Zusammensetzung der frühen Europäer im Zusammenhang mit Epochenwechseln zu beleuchten. Dabei wurden Hinweise auf zwei massive Migrationsereignisse gefunden die ihre Spuren in allen heutigen Westeurasiern hinterlassen haben.  

 

Der gebürtige Thüringer Johannes Krause (geb. 1980) promovierte 2008 im Fach Genetik an der Universität Leipzig. Anschließend arbeitete er am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, bevor er eine Professur für Archäo- und Paläogenetik an der Universität Tübingen am Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie übernahm.

Im Mittelpunkt seiner Forschung steht die Analyse von alter bis sehr alter DNA mit Hilfe der DNA-Sequenzierung. Zu seinen Forschungsgebieten zählen neben anderem Krankheitserreger aus historischen Epidemien sowie die menschliche Evolution. Er wirkte an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers mit, wobei ihm der Nachweis gelang, dass Neandertaler und der moderne Mensch dasselbe Sprachgen (FOXP2) teilen. 2010 gelang ihm erstmalig der Nachweis einer neuen Menschenform, dem Denisova-Menschen, anhand von genetischen Daten aus einem sibirischen Fossil. In seiner Arbeit zur Evolution historischer Infektionskrankheiten konnte er nachweisen, dass die meisten heutigen Pest-Erreger auf den mittelalterlichen Schwarzen Tod zurückzuführen sind. Seit Juni 2014 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte.

 

Der Eintritt ist frei - Gäste sind herzlich willkommen!


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